Freitag, 17. April 2015

Färben mit Fermentation


Ich begab mich auf die Suche, um mit weniger Beizen und Energie zu färben und womöglich auch noch andere Farben zu erringen.

Hier die ersten, vielversprechenden Ergebnisse mit braunen Zwiebelschalen und Sauerkirschrinde:
Fermentationsfärbung mit brauner Zwiebelschale
Fermentationsfärbung mit Sauerkirschrinde

Für die 1. Portion habe ich noch Wolle in Alaunlösung (15%) eingelegt, um diese kalt zu beizen, wie ich es ja schon vor einem Jahr getestet habe.

Ich habe auch noch etwas zum Beizen mit Fermentation gefunden und die Wolle so vorgebeizt. Das habe ich mit sehr vagen Angaben  hier gefunden.
Auch in dem Buch von diesem Autor konnte ich zum Beizen mit Fermentation nichts finden, also habe ich es einfach probiert:

Ich habe 100% Hirsemehl, wie beschrieben, aufgekocht. Dann habe ich ein paar Tropfen Roggensauerteig zugefügt und geteilt.

In die 2. Portion habe ich noch wenig Alaun (etwa 5%) dazu gegeben.

In die 3. Portion kam nur die aufgekochte Hirse + Sauerteig.

Die dritte Portion blubberte relativ schnell vor sich hin, aber nicht die mit Alaun. Ich gab also etwas der blubbernden Masse zu der mit Alaun und füllte diese mit Hirsemehl und Wasser auf.

Als beide schön gärten, der pH- Wert war mittlerweile auf 3-4 gefallen, kam die Wolle dazu (was schon etwas Überwindung kostet, Wolle in dieses matschige Etwas zu legen. Denn ich hatte nur Braunhirsemehl = Vollkorn bekommen).

Durch die entstehenden Gasbläschen wird die Wolle hochgedrückt, also habe ich die mit einem Korb nach unten gedrückt gehalten.

Die Wolle lag 6 Tage in diesen Fermentationsbeizen.

Die 4. Portion bleibt ungebeizt.

Gleichzeitig habe ich die Fermentationen gestartet. Die Färbedroge mit reichlich weichem Wasser übergießen, verschließen und abwarten. Bei der Zwiebelschale waren es etwa 50% der im 1. Zug zu färbenden Wolle, bei der Rinde ca. 100%.

Als Gärbehälter eignen sich Kunststoffflaschen mit großer Öffnung. Man kann diese befüllen, etwas zusammendrücken und verschließen. So haben die entstehenden Gase etwas Platz.

Diese Gärbehälter sollen warm stehen. Sie werden jeden Tag geschüttelt und das Gas wird rausgedrückt, wenn es nötig wird.

Bei der Rinde kam es relativ schnell zur Bläschenbildung, die nach einer Woche beendet war. Erst danach färbte sich die Flüssigkeit von gelb zu orange. Der pH- Wert sank von 7 zu 4. Nach ca. 14 Tagen ist es bereit zum Färben.

Bei den Zwiebelschalen tat sich nichts. Zumindest nichts für mich erkennbares. Wenn man die antibakterielle Wirkung von Zwiebeln bedenkt ist das ja auch kein Wunder. Der pH- Wert sank innerhalb von 14 Tagen von 7-8 auf 3-4.

Dann werden die Flotten vorbereitet. Dabei habe ich mich an die Anweisung von shades of lynx  gehalten, sie färbt allerdings nur mit ungebeizem Material.

Es werden aus der Fermentationslösung zwei Flotten gewonnen: eine saure und eine basische.

Von links nach rechts: Zwiebel basisch, Zwiebel sauer, Sauerkirschrinde sauer, Sauerkirschrinde basisch
Die Saure musste ich anfangs kaum verändern, da ein pH- Wert von 4 angestrebt wird.
Wenn doch, geht das am besten mit Zitronensäure, Essig soll die Mikroorganismen zerstören.
Die basische Lösung bekommt so viel an Soda, Pottasche, Natron etc. bis ein pH- Wert von 10 erreicht ist.

Hier siehst du gut die Farbveränderung, ähnlich zu Schwarzem Tee, dem Zitronensaft zugegeben wird.

Jetzt ging es los mit dem eigentlichen Färben:

Die Wolle, von jeder der vorbereiteten, gut gespülten Proben eine Portion, kommt in die saure Farbflotte und bleibt dort für etwa 10-12 h. So genau habe ich das da nicht genommen.

Dann kommt die Wolle raus und wird getrocknet, möglichst im Schatten.

Danach darf die Wolle sich im basischen Bad für 20-30 min aufhalten, um anschließend wieder ungespült zu trocknen.

Das Prozedere habe ich im Ganzen 5x durchgeführt. Nach jedem Farbbad muss der pH- Wert wieder eingestellt werden, denn die Wolle neutralisiert das Bad durch das hin und her sehr schnell.

Nun waren die Flotten noch immer intensiv gefärbt. Deshalb habe ich noch die Heißfärbung mit dieser Lösung ausprobiert. Dazu habe ich die beiden Flotten zusammen gegeben, so dass eine neutrale Lösung entstand. Ich habe dann Wollstränge, die ich zuvor mit 15% Alaun für eine Stunde gekocht habe, in die Gläser gegeben und diese zusammen in einen mit Wasser gefüllten Topf gestellt. So konnte ich beide Färbungen gleichzeitig durchführen. Diese Stränge waren noch einmal intensiver als die kalt gefärbten Stränge.

Nachdem alle Stränge gefärbt, gespült und getrocknet sind, stellte ich nun noch die Echtheiten in frage. Die Waschechtheiten halt eich bei Wolle nicht für die erste Entscheidung, diese ist auch schlechter vergleichbar zu testen. Also einen Lichtechtheitstest gemacht:
Also habe ich jeweils eine Probe davon auf einen Kartonstreifen gewickelt, dazu auch von den Proben, die ich letztes Jahr "klassisch" heiß gefärbt habe.

Die Streifen deckte ich so ab, dass an einen 2 cm breiten Streifen Licht kommt und das für 3 Wochen ins Süd- Fenster gestellt.

Hier die Ergebnisse:

Was nehme ich daraus mit?

1. Kochend oder kalt gebeizt, mit wenig, mit alternativen oder ohne Beizen, die Lichtechtheit wird nicht entscheidend verbessert
2. Mit Fermentieren bekommt man nochmal ganz andere Farben.
3. Mit Beize wird die Farbaufnahme intensiver.
4. Kochend wird die Farbe intensiver
5. Alaun verändert den Farbton ins gelbliche, ein wenig zumindest.
6. Weitersuchen nach alternativen Vorgehensweisen macht nicht dümmer

Weiter Experimente laufen, Ich teste gerade noch die Apfelrinde auf und mit Fermentation, die ja in Pflanzenfarben 2015 meine Projektfärbung ist. Bis jetzt (habe schon den 4. Farbgang abgeschlossen) sieht das ganze sehr vielversprechend aus...
Und seit ein paar Tage gären Löwenzahnwurzeln. Ich habe die Suche nach dem Rot in dieser Wurzel noch nicht aufgegeben...

Viele Grüße und viel Spaß beim Nachmachen!

Katja