Dienstag, 29. September 2015

Blau aus frischem Waid

Gestern habe ich blau gemacht! Nein, nicht gefaulenzt, sondern es ist was sehr schönes entstanden!

In einem Buch habe ich ein machbares, interessantes Rezept für eine Färbung mit frischem Waid gefunden. Es ist aus "So färbt man mit Pflanzen" von Erna Bächi-Nussbauer.

"Waidblätter frühmorgens ernten. Im Mixer mit wenig Wasser so lange mixen, bis ein feiner dünnflüssiger Brei entstanden ist. Diesen in einen Plastikeimer vergären lassen. Bei warmer Witterung geht es schneller. Falls die Gärung nicht in Gang kommt, der Küpe etwas Kleie und Krappwurzeln beifügen. Nicht zu sehr vergären lassen. Dann Kalk (calcium carbonat) und Soda beifügen, bis der Ph- Wert ca. 7,5 erreicht (gemessen mit Indikatorpapier der Stufen I-II). Dann die Küpe auf 50°C erwärmen, ganz wenig Hydrosulfit beifügen (1 Prise auf 1 Liter), die Wolle einlegen und nach ca. 1/2 Std. herausnehmen, an der Luft verblauen lassen. Die Küpe kann mehrfach gebraucht werden, ev. muss mit etwas Hydrosulfit nachgeholfen werden." (S. 83)

Ich habe mich weitestgehend an das Rezept gehalten. Geerntet habe ich am späten Nachmittag, und das Mitte September. Es waren 117g Waidblätter von meinen wenigen Pflanzen.
Die Ernte, gewaschen und schon Wasser zum Pürieren dabei
Frische Waid-Pampe
Das Vergären war nur durch sehr leichte Bläschenbildung erkennbar. Ich habe dann zur Verstärkung einen Tl Hirsemehl, das ich noch da hatte, zugefügt. Das förderte die Gärung auch nur mäßig. Nach einer Woche Gärzeit habe ich dann gestern gefärbt. Ich habe die Pampe in eine Nylonsocke gekippt, die Flüssigkeit mit ausreichend Wasser aufgefüllt und dann Soda dran gemacht. Ups, viel zu hoher Ph- Wert, Angst dass jetzt alles umsonst war... Zitronensäure dran, bis der Ph-Wert stimmt. Und erwärmt auf 50°C.

Etwas Power-Entfärber dazu, etwa zwei Messerspitzen auf meine 2 l Küpe. Die Farbe der Flüssigkeit ändert sich kaum, das bläuliche Grün wird etwas gelblich-gräulich-grün.

Jetzt die Wolle rein. 100g Sockenwolle, 100% Wolle ungebeizt, nur angefeuchtet. Und warten, dabei bin ich doch so neugierig!
Endlich war die Zeit um und ich durfte die Wolle bergen. Vorsichtig rausziehen, wenig spritzen, Flüssigkeit direkt über dem Topf ausdrücken. Uuuunnnnddd: Tada! Sie wird tatsächlich unmittelbar an der Luft blau! Jeah!

Allerdings ist es eine sehr fleckige Färbung. Manche nennen das Semi- solid und finden es toll. Ich wollte es noch etwas gleichmäßiger und kräftiger versuchen und habe es nochmal und nochmal baden lassen. Aber es gelang mir nicht. Auch noch etwas Entfärber brachte nicht viel Änderung. Der Test mit einem Baumwollläppchen hat dann gezeigt warum: es wurde nicht den Hauch blau, es war einfach kein Indigo mehr in der Lösung.

Auf jeden Fall ist für nur gut 100g frischen Waid doch ne Menge Farbe rausgekommen.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass man mit diesem Rezept auch noch mehr aus Färberknöterich rausholen kann. Damit habe ich letztes Jahr frisch gearbeitet. Das war schön gleichmäßig, aber auch nur zartblau, obwohl es mehr Material mit einem höheren Indigo- Anteil war.

Für den Waid ist auf jeden Fall für nächstes Jahr ein etwas sonnigerer Platz im Garten eingeplant...

Viele Grüße!

Katja

Donnerstag, 24. September 2015

blaue vs. rosa Lupinenblüten

Ich habe dieses Jahr mal einen Vergleich gemacht, ob der Farbstoff in der Lupine in der Blüte oder in der Blütenfarbe steckt.

Dazu habe ich die mit 15% Alaun vorgebeizte Wolle zusammen mit etwa je 150% Blüten in ein Glas gesperrt und zum Sonnen gestellt. 14 Tage später war das Ergebnis fast nichts, deshalb habe ich die Wolle nochmal, diesmal mit 200% frischen Blüten für eine Stunde gekocht.

Das Ergebnis war bei beiden Blütenfarben gleich und nicht wesentlich intensiver als bei der Solarfärbung, ein leichtes Beige überzeugte mich nicht.

Deshalb habe ich versucht, das mit Pottasche zu ändern. Dabei wurde die Wolle gelb.

Gut, leider nicht ein so schönes Grün wie letztes Jahr, aber immerhin gibt es kaum einen Unterschied in der Abhängigkeit der Blütenfarbe. Die blauen Blüten färben nur minimal intensiver als die rosa Blüten. Also kann man alle Lupinen zum Färben einsetzen.

Hier der Beweis: oben mit blauen unten mit Rosa Blüten gefärbt. Im Original ist der Unterschied weniger deutlich als nach dem Scannen.

Viele Grüße!

Katja

Mittwoch, 2. September 2015

Mädchenrosa (Amarant 'Hopi Red Dye')

Obwohl die Überschrift und das Layout des Blogs etwas anderes erahnen lässt, hasse ich Klischees und die Pinkisierung des weiblichen Teils der Gesellschaft. Dennoch ist Pink eine schöne Farbe, die im Kleiderschrank auch vorhanden sein darf.

Hier kommt eine sehr überzeugende Variante davon.

Begonnen hat alles mit dem tollen Ergebnis, was ich bei der Rosendame sehen durfte. Im Frühjahr habe ich die Samen ausgesät, vorgezogen und dann ausgepflanzt.
Sie ist nicht sehr üppig gewachsen, wahrscheinlich etwas wenig Nährstoffe oder zu schattig...



Dann konnte ich letzte Woche 65g ernten. Die Samen fielen schon aus, so dass ich auch wieder frischen Samen zur Aussaat für nächstes Jahr habe.

Das verwendete Garn war wieder das Sockengarn supersoxx von Lang, 100% Schurwolle, superwash.

Das Garn habe ich sehr lang gehaspelt, so dass der Strang eine Umlauflänge von knapp 7m hat. Das ist beim Färben schon sehr unhandlich, mit Hilfe von Haken rings um die Kochstelle war es aber zu bewerkstelligen.

Dieses Mal nicht vorgebeizt, sondern nur die Flotte ordentlich mit Essig angesäuert, der pH- Wert lag bei 3-4.

Dazu habe ich das erste 6tel des Stranges und die Blätter, Rispen und Stengel gegeben. Die Flotte habe ich auf 40°C erwärmt und ausgeschaltet. Nach einer Stunde kam das nächste Strangstück rein, wieder erwärmt, für eine Stunde so belassen. Das Ganze habe ich wiederholt, bis das ganze Garn einmal drin und dran war.


Tipp: Ich habe festgestellt, das die Stengel besonders an den Schnittstellen die Farbe abgaben. Deshalb würde ich beim nächsten Mal das Färbegut gleich wesentlich kleiner schneiden.

So entstanden 6 Züge, die ich mit etwa 400% Färbematerial gefärbt habe. Die Farben reichen von einem kräftigen Pink zu einem zarten Babyrosa.






Den langen Strang zu wickeln ging besser als gedacht. Man braucht 2 drehend gelagerte feste Punkte, genügend Platz zwischen diesen beiden und einen Wollwickler. Bei mir war das zum einen die Drehhaspel und zum anderen eine leere Spule des Spinnrads, die auf einer Lazy Kate senkrecht stand und am Tisch festgemacht war.

So sieht es dann strickfertig aus:

Viele Grüße!

Katja