Sonntag, 17. Januar 2016

Spiegelgewebtes Shirt

In meinen Post- Statistiken sehe ich, dass sich doch viele für das Spiegelweben interessieren. Und da ich gerade etwas sinnvolles damit fertiggestellt habe, berichte ich von meinen Erfahrungen, Verbesserungen und einem ersten Modell:

Teil 1: Verbesserungen


Werkzeug

1. Im ersten Beitrag waren die Leisten noch nicht vollständig "benagelt". Ist jetzt nachgeholt...

2. Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich gern mit einem Knüpfhaken (den großen von der Handarbeits- Marke mit P...) die Wolle durchziehe. Blöd ist nur, dass man damit immer nur wenige Zentimeter schafft, weil dann der knubbelige Griff kommt.

So habe ich das Ding umgebaut: Zuerst habe ich mit Gewalt den Knüpfhaken vom Holzgriff befreit! Ordentlich rumwackeln und der Griff gibt nach.
Ich habe einen 10 mm- Buchenstab (10 mm, weil das Metallteil am Haken nicht schmaler ist, Buche, weil fester als Kiefer) gekauft, den auf ca. 30 cm Länge (ist total beliebig) gekürzt. In ein Ende habe ich eine Bohrung gemacht, die gerade so das Ende des Knüpfhakens aufnehmen konnte. Das Enden noch so geschliffen, dass die Metallkappe drauf passt und dann klebte ich den Haken ein. Nun noch das andere Ende mit einem Bleistiftanspitzer in Form bringen, ein wenig den Übergang glatt schleifen und schon ist das Weben beschleunigt!
Ich webe mit dem angespitzten Ende und hake hinten das Garn ein, da muss ich nur wenn die Arbeit schon größer ist, einmal nachgreifen.

3. Ich habe mittlerweile neben dem selbstgebautem Mini- Kamm noch einen Locken- Kamm zum Anschlagen des Garns griffbereit liegen.

4. Ein Ständer muss her!

Die ersten Webstücke habe ich das sperrige Ding irgendwie zwischen Schoß und Couchtisch balanciert. Irgendwas fiel immer runter, glücklicherweise keine Getränke! Nervt! Auch den Rahmen auf einen Stuhl zu stellen war unbefriedigend, da ich nicht bequem und nah genug ran kam.

Bei den Herstellern sieht man gern etwas staffeleiartiges. Kann man machen, muss man nicht! Ich wollte es preiswerter uns schneller.
Ich habe dann einfach einen Holzbock (nein- kein blutsaugendes Spinnentier!) gekauft. Meiner ist zum Zusammenklappen, einen Meter hoch und kostete gerade so einen zweistelligen Betrag.
An zwei Schraubhaken in der oberen Querverbindung kann ich den Rahmen anhängen und habe eine sehr bequeme Position zum Arbeiten im Sitzen. Auf die unteren Rahmen hab ich mir ein Holzbrett gelegt, wodurch ich alle Utensilien griffbereit habe.

Teil 2: Das Shirt

Leider habe ich meinen Rahmen zu klein gebaut, so dass mir hier ein paar Zentimeter mehr Leistenlänge das Stückeln erspart hätten.

Das Shirt beruht auf Quadraten: ein Rückenteil, ein Vorderteil, zwei Ärmel, zwei Ärmelzwickel.

Maßnehmen: Man brauch dazu nur den Gesäßumfang. (Sollte der Brustumfang größer sein als der Gesäßumfang, dann eben diesen.)

Den "Schnitt" berechnen:

Kantenlänge des Rückenteils = Gesäßumfang : 2

Kantenlänge des Vorderteils = (Gesäßumfang : 2) + 5-7 cm

Die Zugabe ist für den lockeren Fall notwendig, die zusätzliche Vordere Länge ist sinnvoll, um zusätzliche Länge für die Brust zu erhalten und um den Ausschnittkante im Vorderteil länger als im Rückenteil zu erhalten. Dadurch entsteht genug Weite im vorderen Ausschnitt, damit dieser nicht gegen den Hals drückt.

Bei mir ist es durch meine Maße auch gleichzeitig lang genug. Bei kleineren Größen wird es ja nicht unerheblich kürzer. Dann würde ich ein Bündchen anstricken und es auf die gewünschte Länge bringen oder mit gewebten Rechtecken verlängern.

Ärmel: Das sind zwei Quadrate Die Kantenlänge entspricht dem Oberarmumfang, gern noch 2-3 cm extra dazugeben.

Für den Zwickel muss es kein bestimmtes Maß sein, meine sind etwa 17 cm groß und fühlen sich groß genug an.

Jetzt unbedingt ein Testquadrat weben, nicht zu klein!

Ich habe handgesponnene Wolle verwendet. Das eine Garn wurde in der Flocke mit Goldrute im 2. Zug gefärbt un dann mit Eisensulfat nuanciert. Anschließend versponnen und mit einem ungefärbten Garn verzwirnt.
Das Garn hat eine Lauflänge von ca. 80 m je 100 g und war mir damit für einen gestrickten Pullover zu schwer und auch zu wenig. Es ist deshalb jetzt einigermaßen abgelagert und es schien mir für dieses Projekt genau richtig zu sein.
Für die Webarbeit habe ich jeden 3. Nagel verwendet, also im Abstand von 1 cm gearbeitet.


Die Einarbeitung:

Vergesst nicht, die Einarbeitung zu berücksichtigen.

Hier die Formel:

Gewebte Länge : gemessene Länge = Faktor

Die gewebte Länge ist die Länge vom ersten zum letzen benutzten Nagel am Webrahmen.
Die gemessene Länge ist die Länge des Gewebes nach dem Abnehmen vom Rahmen.
(Nicht zu lange drauf lassen, nicht vor dem Abnehmen anfeuchten, dämpfen o.ä. das verfälscht! Auch eine Erfahrung...Nach dem ersten Waschen ist der Ausgangswert eh wieder hergestellt...), locker hinlegen, nicht verziehen und mittig von einer Kante zur anderen messen.

Jetzt alle Maße, die wir oben für den Schnitt errechnet haben, mit diesem Faktor multiplizieren.
(das war auch der Punkt, an dem ich feststellen musste, dass für meine Figur der Webrahmen zu klein ausgefallen ist, es fehlen mir etwa 10 cm, deshalb habe ich für das Vorder- und Rückenteil je 4 kleinere Quadrate zu einem Großen zusammengesetzt.)

Damit könnt ihr loslegen. So werden die Teile dann gewebt.

Das Zusammennähen:

Ich häkel die freien Garnschlaufen zusammen, wie hier gezeigt.
Beginnend mit den Schulternähten, von beiden Seiten gleich viel zuhäkeln, bis der Ausschnitt eine angemessene Größe hat.

Die Ärmel ansetzen:
Achtung, da das Vorderteil ja länger ist, liegt die Mitte 2,5 cm vor der Schulternaht. da muss die Mitte des Ärmels hin. Und wieder häkeln.

Die Zwickel werden jetzt in die Ecke zwischen Ärmel und Rumpf gesetzt, je 2 Seiten zum Vorderteil, zwei Seiten zum Rückenteil. Jetzt noch die Seitennähte und Ärmelnähte schließen und das Shirt nimmt Gestalt an.

Dann habe ich noch alle offenen Kanten umhäkelt. Dazu stach ich nicht den offenen Bogen, sondern in das erste gewebte Kreuz ein. Irgendwie sehen die Kanten dann gleichmäßiger aus.

Wem die Ärmel un der Rumpf dann noch zu kurz ist, der kann ja entweder noch passende Rechtecke weben und diese ansetzen. Oder eben Bündchen anstricken. Für mich waren die Längen perfekt. Für irgendwas muss der Umfang ja auch gut sein ;-)

Vielleicht macht das irgendwann mal jemand nach! Ich würde mich über Feedback freuen!

Viele Grüße!

Katja

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